Sardinien Anreise:
21. September 2017
Um 10 Uhr erst soll das Treffen stattfinden, also genug Zeit, das der
kalte und feuchte Frühnebel abziehen kann. Er tat es aber nicht.
So kurz nach 9 Uhr ist das Motorrad fertig bestückt mit Gepäck und Navi,
Treffen war in Renningen an der Agip ausgemacht, was schon mal 45 minuten Anfahrt
bedeutet. Unterwegs hab ich noch getankt, da ich mir nicht Sicher war, ob der Restsprit bis zur Agip reicht.
Pünktlich um 10, kam ich an der Agip an. Niemand zu sehen. Hmm, denke ich,
bin ich an der richtigen Agip?
Ein Blick auf das Smartphone zeigt 2 verpasste Anrufe. Und eine Nachricht, Jürgen,
der mit einer BMW aus Pforzheim kam, steht in Renningen in der Bahnhofstraße,
Batterie platt.
Gefunden hatte ich ihn nicht, denn mittlerweile hat er Starthilfe von einem Pkw bekommen,
und da er mit laufendem Motor von den Anwohnern verjagt wurde, stand er nun wo anders.
Also noch mal telefonieren, sich finden, Roland stand auch schon da, so waren wir
wenigstens komplett. Den Plan, den man eigentlich "an BMW Werkstätten entlang" planen müsste, hatten wir nicht vorgeplant, So haben wir uns entschieden, über Reutlingen zu fahren, dort am Polo Store die Batterie zu tauschen.
Als wir beim Polo fertig sind, war schon Mittag, und es war nun doch gut, die erste
Unterkunft nicht in Italien geplant zu haben, sondern nahe Feldkirch, im Vorarlberg.
Der Himmel war mittlerweile auch viel blau, so kurvten wir quer über die schwäbische Alb,
bis kurz vor Wangen, um denn in einem großen Bogen östlich von Bregenz ins Voralpenland,
denn Bregenz habe ich mir vor Jahren einmal angetan, und das reicht fürs Leben aus...
Da ist es über den Fontanella und Co doch deutlich schöner und entspannter, und 30 km schöner Umweg.
Das mit dem Gasthof Kreuz im Walsertal in St. Gerold wurde noch mal etwas kompliziert,
Da es laut Google zwei Adressen gab, am Ortsrand West das "Gasthaus Kreuz" und
am Ortsrand Ost den "Gasthof Kreuz" was sich aber auf Nachfrage bei Einheimischen als
ein und das selbe heraustellte.
Also eingecheckt, Mopeds durften in die Garage, Der Gasthof auf 1500m Höhe bekommt von
mir eine Empfehlung, Zimmer und Essen OK und Preiswert
URL
http://www.gasthaus-kreuz.com/
Am nächsten Morgen war früher aufstehen angesagt, wir hatten 450 km vor uns und wollten
die Fähre in Genua nicht verpassen.
So kamen wir gegen 8 Uhr los, erstmal den Berg herunter, nach Feldkirch, dort ging es
wie erwartet, weil viele den Tunnel umfahren, wegen der Maut, nur langsam weiter,
Ampeln und viel Verkehr bis zur Grenze in die Schweiz.
Landstraße bis Chur lief einigermaßen, in Chur stockte es natürlich immer wieder..
aber danach war alles gut.
Es geht durch die Viamala Schlucht, die ist sehr beeindruckend und wird verdammt Eng,
Hohe Felsen links und rechts, die Landstrasse schlängelt sich mit der Autobahn
gemeinsam da durch, mal ist die Autobahn links neben uns, mal rechts, mal über, mal unter uns.
Und der noch junge Hinterrhein, der ja da auch noch durch muss.. und das mit einer
Farbenpracht , unglaublich schön dort.
Hätten wir mehr Zeit gehabt, wären es einige Fotostopps geworden.
Es geht links ab, zum Splügenpass. Den bin ich noch nie gefahren, kannte also ausser
dem Namen nichts davon. Wird sicher ein langweiliger Pass sein, nicht weiter
erwähnenswert, denke ich .
Jedoch das Gegenteil ist der Fall, je höher wir kamen, desto schmäler die Straße,
desto enger die Kehren und es nahm irgendwie kein Ende..
Die Abfahrt zum Comer See war noch schwieriger, so manche kurze Tunnel,
die Direkt vor steilen und sehr engen Rechtskehren enden, das man kaum herum kommt.
Wow, das habe ich so nicht erwartet!
Für Anfänger oder unsichere Biker absolut nicht zu Empfehlen.
Das Gute an dem Pass ist, das man so mit nur einer Passstraße über die Alpen kommt,
und das andre Gute, das es nach der Passhöhe alle 100 Meter Abstieg immer
um 1 Grad wärmer wurde, unten bei Chiavenna haben wir im T Shirt bei 25 Grad vor einer
guten Bar Gelateria gesessen, dort gab es auch gute Auswahl zum Essen,
Als Pausenpunkt Tip:
http://www.moreschichiavenna.it/
Wir fahren dann Östlich am Comer See entlang, westlich wärs schöner, viele Ortschaften
und Ausblick, aber wir müssen voran kommen, und nehmen die Schnellstraße SS36,
die zu 80% im Tunnel am See vorbei geht, bis Lecco.
Etwas mühsam geht es über Merato richtung Mailand, viel Verkehr hier.
Wir hätten wohl besser auch hier die Schnellstraße 36 über Monza weiter nehmen sollen,
aber wenn das Navi sagt, hier abfahren, dann tut man das halt als Ortsfremder...
Aber auch hier geht die SP342 irgendwann in eine Autobahn über, so kommen wir über die
Osttangente um Mailand herum, an der Südtangente A50 haben wir Stau bis zur A7.
Aber dann läuft es endlich, wir düsen mit nur noch einem kurzem Tank und Einkaufs Stopp
(Bier und Essbares) direkt bis Genua durch,
Das letzte Stück, wo die Berge beginnen, bleiben wir auch auf der Autobahn, denn kurviger
können die Nebenstrecken hier gar nicht sein..
Maut lag übrigens bei 10.- €
Und die Autobahn endet praktischerweise direkt am Hafen, und schon stehen wir am Terminal.
Ticket und Ausweis gezeigt und direkt vor der Fährenrampe bleiben wir noch ein bisschen
stehen, dem hektischem Treiben der anderen zusehen, denn wir haben noch 1,5 std Zeit bis zum ablegen.
Paar Fotos gemacht, aber die Lust auf Feierabend Bier trieb uns dann doch an Bord.
Das ist nicht unsere Fähre, wir hatten Batman...
An der Rezeption auf dem Schiff den Chip für die Kabine geholt, und uns auf eine Kabine
mit Meerblick gefreut, aber was war das? ...innenliegende Zelle ohne Fenster...
Roland ist wieder hoch, wollt sich beschweren, aber dann dort festgestellt das er
innenliegend gebucht hatte... den Roland kann man halt nix machen lassen
Egal, wir verbrachten eh den Abend mit Schiffserkundung, Restaurantbesuch,
mehreren Decks, besuchen an verschiedenen Aussendecks, Leute kennenlernen,
im dunkel der Nacht bringt Meerblick eh nix mehr.
Es geht los:
Das einzig doofe ohne Fenster ist eh nur,das man nicht weiß, ob es draussen dunkel oder
hell ist. Aufmachen kann man es ja eh nicht.
Ich denke, wir hatten alle einen im Tee, als wir uns in die Kabine verdrückten.
Zuvor konnten wir uns noch der lallenden Blondine aus Russland (sprach 7 Sprachen, aber
englisch mit 2 Promille klingt fürchterlich) erwehren, sie suchte ein Bett für die
Nacht und bot dafür vieles an, was wir Gentlemens aber ablehnten .
Ich spendierte ihr noch einen Drink, und verschwand ...
Einschlafen war denn doch nicht ganz einfach, das Brummen des Diesels und das schaukeln
des Schiffes war dann doch zu ungewohnt, aber irgendwann war man weg...
zumindest bis es aus den Lautsprechern in mehreren Sprachen schepperte, man möge jetzt
bitte die Kabinen verlassen und die Chipkarten an der Reception abgeben.
Die haben doch nicht mehr alle, stockdunkel ist es noch. Achja, wir haben innenliegend....
Der Blick auf die Uhr sagt was von 7, wir legen erst um 8:30 Uhr an.. also rumdrehen
und noch ne Std ausharren.
Irgendwann stehen wir dann doch auf, Kaffee holen, mal ans Oberdeck, schauen was Sache ist.
Im Schiff ist fast kein durchkommen, ca 500 Leute drängen sich an den Treppen,
-Im Restaurant sehen wir die Blondine wieder, Der Stewart nahm ihr gerade die Weinflasche weg...-
Oben an Deck sehen wir , das wir noch nicht mal im Hafen sind, man sieht in aber schon..
Land in Sicht?
Hmmmmmm da war doch was, mein Herz schlägt schneller,
ein angenehmes Gefühl voller Vorfreude stellt sich ein.
Das Land dort, ist Sardinien !!!
Wir bleiben an Deck, bis wir angelegt haben, das dauerte noch fast eine Stunde. dann
haben wir im Restaurant noch gefrühstückt, und erst dann haben wir unsere Kabine
geräumt, was genau richtig war, denn bis wir fertig waren, war die hälfte der
drängelden Passagiere schon in ihren Fahrzeugen und fuhren aus dem Schiff, so das wir
völlig Stressfrei von Bord kamen, denn Stress kann ich im Urlaub mal gar nicht
gebrauchen, wir hatten doch jetzt alle Zeit der Welt...
Die Sonne scheint, es ist angenehm warm, was will man mehr?
Vielleicht ein zweites Frühstück, denn das auf der Fähre war nicht so toll.
Wir verlassen Porto Torres und finden uns in einer sehr öden Gegend wieder, flaches Land, scheinbar endlose
schnurgerade Straßen, sind wir wirklich auf Sardinien, das als Kurvenparadies bekannt ist?
Hier will bestimmt niemand leblos über den Zaun hängen... hier wollen wir auch nicht bleiben,
unser Ziel liegt weiter südlich.
Schnell finden diese langweiligen Teerbänder ein Ende, als wir nach Alghero kommen,
was angeblich die schönste Stadt Sardiniens sein soll.
Die Stadt ist ziemlich katalonisch geprägt, was auf eine ereignisreiche Geschichte deutet.
"Schon durch die wunderschöne Lage, auf einer kleinen Landzunge erbaut, an drei Seiten von Wasser umgeben, ist Alghero,
die Stadt an der Westküste etwas Besonderes.
Die Herrschaft der Doria über das Städtchen war im Jahr 1353 mit dem Einfall der Aragonesen zu Ende gelebt.
War es die Begierde nach Besitz, Macht und körperlicher sowie kultureller Erhebung die den neuen Herrscher König Peter IV. von Aragon zu seinem Entschluss trieb?
Er hatte es eilig, Genuesen und Sarden zu vertreiben und hier Kolonisten aus dem Nordosten Spaniens anzusiedeln.
So kam es, dass die Stadt Alghero ihre katalanische Mundart und spanische Prägung erwarb."
Quelle :
https://www.sardinien.com/a1293/articles/1293/alghero-sardinien/
Für uns war es einfach nur ein sehr lebendiger Touristen Ort, viel Verkehr, lange Hafenmeile, Segelboot/Yacht
Hafen und das Wichtigste: Kleine Touri Läden, Cafe-Bar´s, Restoranti, und Gelateria´s.
So kamen wir in den genuss des ersten sardinischen, äh oder katalonischen? Cappuchino und lecker gefüllte Crossiant.
Wir schauten uns den Hafen und die Strandpromenade an, mehr gab es hier eigentlich nicht zu sehen,
außer das hier Berge zu sehen sind und eine ziemlich hohe Steilküste beginnt.
Hafen in Alghero
Hafenpromenade
Wir tanken hier auch gleich, und lernen schnell, das man besser an die "SELF SERVICE" Zapfsäulen fährt,
denn mit Bedienung kostet der begehrte Saft gleich mal 20 cent mehr, pro Liter !
Mit vollen Tanks und gefühlt leerer Geldbörse fahren wir die Küstenstraße SP105 südlich von Alghero weiter,
eine wirklich wunderschöne Strecke, zur linken wilde schroffe Felsen, vermutlich vulkanischen Ursprungs,
zur rechten das endlos erscheinende blaue Meer, ein sanftes auf und ab der Straße mit schönem Kurvenschwingen vereint, und immer der wunderbare Ausblick, auch auf die weiterführende Strecke.
Küstenstraße
Auf der Rückfahrt haben wir mehr Bilder von der schönen Strecke gemacht, da gibt es dann auch mehr zum Zeigen.
Völlig unbemerkt ändert sich der Straßenname in SP49, die Landschaft bleibt aber weiter so wunderschön.
Ab Bosa wollen wir ins Landesinnere, denn sonst sind wir viel zu schnell in unserer gebuchten Unterkunft,
wir sollen nicht vor 17 Uhr kommen, da ist dort noch niemand...
So cruisen wir ein Stück auf der SS129bis und die SP35 nach Moddolo, es ist kurvenreich und bergig,
soweit man auf der Insel von Bergen sprechen kann, man könnte es auch als "sehr hügelig" bezeichnen,
mir gefällt aber "bergig" viel besser, und die Hügel sind immerhin ziemlich hoch und groß.
Weiter geht es nun richtung Süd, über Cugleri und ab da über schnucklige Straßen mit der Bezeichnung SP19,
richtung Osten, Santa Lussurgio, und die SP15 nach Abbasanta und Tadasuni, hier wollen wir an einem grossem
Stausee eine Rast machen.
Wir stehen hier unter der neuen Brücke, an der mittlerweile gesperrten alten Brücke,
und schauen auf den großen See, der jedoch einen ziemlich niedrigen Wasserstand hat.
Am Lago Omodeo
Lago Omodeo
Blick nach Norden
Nach dieser Pause geht es die SP74 am See entlang richtung Süden, eine längst aufgegebene Straße,
die eigentlich auch gesperrt ist. Das weiß halt Garmin noch nicht, und mir war es eh egal...
Die Strasse ist noch mit Teer bedeckt, hat aber teilweise starke Verwerfungen
und abgesackte Abschnitte, da würde man mit einem PKW wohl den Unterboden aufreissen,
mit dem Moped aber kein Problem .
Kurz bevor der Weg in die SP 11 mündet, kommt man nach der alten Brücke an einem halb verfallenem
Gebäude vorbei, das bei hohem Wasserpegel komplett im See steht, bei uns natürlich voll im trockenen,
bei Google Maps wird das als Geisterhaus gelistet.
La casa Fantasma del Lago Omodeo
https://goo.gl/maps/pTwDWkJoQR12
Über Fordongiani und die kurvige SP33 geht es nun relativ zielgerichtet über kleine Sträßchen nach Ales.
Natürlich stehen wir doch deutlich vor 17 Uhr vor unserer unscheinbaren Unterkunft...
Vergeblich suchen wir einen Eingang ins "Hotel"
An der zugehörigen Pizzeria steht was von 12 bis 14 Uhr, und von 19:30 bis 22 Uhr geöffnet
Camere?
Gegnüber befindet sich eine Cafeteria und Bar, die hat geöffnet, ansonsten scheint der Ort wie ausgestorben.
Wir setzten uns, bestellen Cappu, und genießen die Ruhe.
Auf Rolands Telefon befand sich mittlerweile die Nachricht, das wir nicht vor 18 Uhr erwartet werden.
Wir erkunden die alte Gebäudemauer, und sehen am Werbeschild der Pizzeria schon mal die Zimmer abgebildet,
Roland kam nun ins grübeln, denn beim Cappu eben, erzählte er was von hochmodernen Zimmern
mit allem "PiPaPo" und so.
Links im Bild, die Cafeteria Bar
"Das muss ein anderes Hotel gewesen sein", stammelte er.
Den Roland kann man halt nix machen lassen...
Er schrieb nun eine Whatsapp Nachricht an Madame Martini, die Zimmervermieterin, daß wir nun doch schon hier sind,
prompt kam die Antwort, das Sie in 15 minuten da sei. Es vergehen keine 10 minuten und wir hatte alle unsere Zimmer.
Es gab immerhin Wlan, und nach betätigen eines Schalters, nach 30 minuten auch warmes Wasser, TV gab es nicht,
was sollten wir auch damit anfangen, soweit reicht mein bisschen italienisch eh nicht.
Die Zimmer waren ganz frisch renoviert und auf alter Optik gehalten, Badezimmer mit WC und Dusche mit Seitenstrahlern, nagelneu, also alles gut.
Innenhof und Eingang zur Unterkunft
Zimmer
Mehr über diese Unterkunft :
http://abas.sardegna.it/, Ich kann sie weiterempfehlen, günstig und gut!
Wir haben diesen Abend auch dort gegessen, günstig war die Pizza für 5 bis 7 Euro, und riesig, wenn
auch mit dem Landestypischem geringen Zutatenbelag.
alles andere fand ich eher teuer, meine Pasta war lecker, ich fand es aber doch sehr wenig und
für die paar Nudeln doch rel teuer mit 8.50 , ohne den extra Salat wäre ich vielleicht verhungert.
Fleischgerichte ab 15.-, aber das können die Sarden vermutlich genauso schlecht wie die Italiener...
Das Ristorante wurde proppenvoll, und ich habe niemand gesehen, der Fleisch auf dem Teller hatte, was
meine Prognose diesbezüglich natürlich unterstützte.
Wir haben nach dem Essen noch paar Flaschen kaltes Bier geholt in der Cafeteria gegenüber, die 0,66 l Pulle
Ichnusa Bier für €2.40 da kann man nicht meckern.
Der vorhin noch wie ausgestorbene Ort, und wir befanden uns hier so mitten drin, als es nur geht,
war mittlerweile erwacht und mit Leben gefüllt.
Warum eigentlich "Ales" als Standort? Kein Motorradfahrer würde freiwillig im Bezirk Oristano verweilen wollen.
Den ursprüngliche Plan von Roland, noch weiter westlich in der flachen Bucht von Oristano zu wohnen,
da wo vermutlich die hochmodernen Zimmer in seinem Hinterkopf verweilten, wurde von mir verweigert, und
so hat Roland hier halt was günstiges gefunden.
Im nach hinein gesehen, war das eigentlich eine fast perfekte Lage, man kann von hier aus mit jeweils einer kurzen
"Durststrecke" in den Norden, Osten und Süden fahren, ohne extrem lange Tagesrouten zu haben.
Ich hätte mir es durchaus noch etwas mittiger in der Insel vorstellen können, aber es war gut so, denn sonst hätte es der "Monte Arci" sicher nicht in den Titel geschafft.